Internetkriminalität gilt als lohnendes Geschäftsfeld für Betrüger. Aber wie und womit genau machen diese ihr Geld? Die Zeitschrift „Chip“ ging auf die Suche und zeigt auf, wie der lukrative Mietbetrug online funktioniert.
Mietbetrug im Internet mit der Treuhand-Masche
Schwer im Kommen ist der Mietbetrug im Web und dazu lauern Kriminelle auf Webportalen, auf denen man sie nicht vermuten würde. Wie zum Beispiel auf dem großen, deutschen Immobilienportal Immobilienscout24.de.
Die Masche der Betrüger ist relativ einfach. Die Betrüger geben sich als Vermieter von Wohnungen aus, die sie nicht besitzen und betrügen so nichts ahnende Mieter. Ein CHIP-Mitarbeiter hat sich als Mietinteressent ausgegeben und erklärt, wie die Betrüger im Einzelnen vorgehen.
Zwischen den ehrlichen Angeboten von Vermietern, die ihre Wohnungen und Häuser zum Kauf und Verkauf anbieten, haben die Betrüger ihre Fallen ausgelegt. Besonders vermeintliche Schnäppchen sind oft Lockangebote der Webbetrüger.
Ein entsprechendes Lockangebot findet der CHIP-Mitarbeiter schnell, es existieren Fotos der Wohnung, samt deutscher Email-Adresse. Eine andere Kontaktmöglichkeit, wie etwa eine Telefonnummer, fehlt hier allerdings. Der vermeintliche Mietinteressent schreibt an die Mailadresse und will einen Besichtigungstermin vereinbaren. Eine Antwort auf die E-Mail erfolgt bereits 24 Minuten später, jedoch aus Großbritannien.
Eine angebliche Engländerin schreibt in einem schlechtem Englisch, dass sie beruflich kurzfristig ins Ausland müsse und daher einen Treuhandservice mit der Vermietung beauftragt habe. Über diesen werde die gesamte Abwicklung laufen. Falls daraufhin noch Interesse bestehe, sollte schnell geantwortet werden, denn so ein günstiges Angebot gebe es schließlich selten. Das findet der CHIP-Mitarbeiter auch und fragt nach der genauen Vorgehensweise.
Nur 13 Minuten später folgt eine detaillierte Anleitung. Die Vermietung der Traumwohnung übernehme die Webseite, rent.com. Diese gibt es wirklich und sie ist sogar legitim und ist das amerikanische Gegenstück zu Immobilienscout24. Angeblich lägen die Schlüssel samt fertigem Mietvertrag schon zur Unterschrift bei rent.com bereit.
Wenn hier eine Besichtigung erwünscht ist, sollte eine Sicherheit in Form der ersten Monatsmiete an rent.com gesendet werden, heißt es in der E-Mail. Daraufhin würde rent.com die Schlüssel schicken. Nach der Wohnungsbesichtigung könnten die Schlüssel entweder zurückgesendet werden und daraufhin bekomme man den übertragenen Einsatz zurück überwiesen oder man bekäme auf Wunsch den Mietvertrag. Da die Bewerberanzahl hoch ist, mahnt die Engländerin, mit dem Namen Mirela Lenner, in der Email zur Eile.
Der Mietbetrug erscheint auf den ersten Blick echt und vertrauenerweckend, doch spätestens hier sollten bei dem wirklichen Mietinteressenten die Alarmglocken klingeln. Denn erstens befindet sich auf der Website von rent.com ein Hinweis, dass das Unternehmen, eine Tochter von Ebay, keinerlei Treuhandservice anbietet.
Zweitens gibt es keinen Grund, warum ein solcher Treuhanddienst Western Union nutzen sollte. Und drittens geht das Geld gar nicht an die amerikanische Firma, die als Ebay-Tochterunternehmen wahrscheinlich eher das hauseigene PayPal-Bezahlsystem nutzen würde.
Wie hoch die Anzahl des Mietbetrugs und deren gefälschten Angebote auf den Immobilien-Websites in Deutschland genau ist, lässt sich nur schwer schätzen. Achten sollte man hier bei der Wohnungssuche im Web deshalb genau auf die Angebotdetails und das gerade bei vermeintlichen Schnäppchen. Geld sollte man bei Treuhanddiensten nie per Western Union überweisen und deswegen müsse man hier stets ein Treffen mit dem Vermieter oder dem Makler selbst verlangen, denn nur so ist man vor Mietbetrug gefeit.
So schützt du dich vor Betrug mit Immobilienangeboten
Prüfe, ob einige der Punkte auf das Immobilieninserat zutreffen:
- Kontakt nur über E-Mail möglich
- Angebot ist zu attraktiv, um wahr zu sein
- Anbieter befindet sich im Ausland
- Anbieter erzählt eine merkwürdig private Geschichte
- Anbieter erwähnt ein Treuhandunternehmen
- Der Schlüssel zum Objekt wird nur gegen Vorkasse gesendet
Generell sollte man immer bedenken: Niemand verschenkt etwas! Wenn etwas ungewöhnlich billig angeboten wird, ist Vorsicht angebracht.